Artificial Particiption

20. Juli 2022

Die Kunst zusammen zu arbeiten
Artficial Participation

Es gibt eine Frage, deren Beantwortung dem Team einen echten Mehrwert beschert.
Sie sollten sie sich und Ihrem Team immer wieder stellen.

Sie ist ein tragendes Element aus der Soziokratie. Sie lautet:

“Ist mein Verhalten der beste Beitrag, den ich zu dieser Zusammenarbeit im Moment leisten kann?”

Diese Frage ist wirkmächtig!

Sie erfordert eine persönliche Haltung, die an entsprechende Werte und Sichtweisen geknüpft ist. Wer im Sinne der Definition und eines gemeinsamen Zieles kunstvoll zusammenarbeiten möchte

  • ist fähig, sich regelmäßigen zu reflektieren, bisherige Einschätzungen und Entscheidungen zu hinterfragen und bereit, aus diesen Erkenntnisse Konsequenzen zu ziehen.
  • kennt seine Werte.
  • ist bereit zur offenen Kommunikation, auch eigener Befindlichkeiten.
  • sieht Fehler und Mängel als Schritte zur Lösung anstatt als Anlass zu Bewertungen und Verurteilungen anderer.
  • lässt andere Meinungen gelten, lässt diese mit einer inneren Ruhe vortragen und hört sie sich wertschätzend vollumfänglich an.
  • akzeptiert die Einzigartigkeit anderer Menschen und ist idealerweise sogar neugierig auf sie.
  • erlebt andere Ideen, Auffassungen und Perspektiven als bereichernd für sich und die Zusammenarbeit statt als Hemmnisse.

 Die Konsequenzen

Im konkreten Teamalltag bedeutet dies für den kunstvoll Agierenden:

  • Andere ausreden lassen.
  • Nicht etwas mit eigenen Worten wiederholen, was schon einmal gesagt wurde.
  • Andere zu eigenen, auch konträren, Beiträgen herausfordern und diese honorieren.
  • Wenn etwas stört bzw. nicht zu passen scheint, die Bedeutung der Befindlichkeit für das Team und die eigene Rolle reflektieren. Erst wenn es für alle wichtig ist, diese Gedanken wertschätzend und per Ich-Botschaft äußern.
  • Dafür sorgen, das Endlosschleifen in Teamsitzungen vermieden werden.
  • Vorher überlegen, welche Äußerungen dem Ziel dienen und solche unterlassen, welche dem eigenen Image oder der Abwertung anderer Personen gewidmet sind.
  • Darauf vorbereiten, eigene Vorurteile zu mildern bzw. zu neutralisieren. Und wie andersdenkenden und -handelnden Personen konstruktiv begegnet werden kann.
  • Nach den Sitzungen und Gesprächen seine Fortschritte im kunstvollen Miteinander checken und eigenständig Konsequenzen daraus ziehen.
  • Die eigenen Werte in der Teamarbeit wahren, die der anderen respektieren und für optimale Deckungsgleichheit sorgen.

Die Frage an sich selbst gerichtet

Am besten ist, Sie probieren es aus. Erst für sich selbst. Stellen Sie sich diese Frage öfter am Tag. Hinterfragen Sie sich besonders dann, wenn Sie

  • in einem Meeting waren, dass nicht optimal abgelaufen ist und/oder bei dem keine der erwünschten Ziele erreicht wurden.
    Reflexionen: Was war mein eigener Anteil? Was hätte ich anders sagen, machen können? Wie hätte ich mich mehr einbringen, wo zurückhalten können? Was ist mir bei anderen oder am Setting und Verlauf aufgefallen, was ich hätte zurückmelden können? Was hätte ich zu mehr Stringenz, Wertschätzung, Lösungsalternativen und zur Zielerreichung beitragen können?
  • wenn Sie etwas im Ablauf oder im Ergebnis eines Gespräches bzw. an der Art der Kommunikation oder am anderen gestört hat.
    Reflexionen: Was war möglicherweise mein Anteil? Was sind Projektionen meiner eigenen Erwartungen und Bewertungen gewesen? Was hätte ich zu welchem Zeitpunkt anmerken oder unterlassen können? Welche Haltung, Zweifel, Ängste, Glaubenssätze etc. haben mich daran gehindert; wie kann ich diese zukünftig ändern?
  • einen neuen Auftrag bzw. ein Projekt erhalten.
    Reflexionen: Wie kann ich anders vorgehen als bisher,
                                             - damit ich erfolgreicher und gleichzeitig zufriedener bin?
                                             - um mir optimale Unterstützung aus dem Team hole?
                                             - um meine eigenen Ideen, Stärken, Zweifel und Ängste besser zu
                                               berücksichtigen?
                                             - etc.

Die Frage an das Team

Und wir können alle im Team von dieser starken Frage profitieren?
Stellen Sie Ihrem Team die Frage regelmäßig. Z.B.

  • vor jedem Meeting zu dem abgelaufenen Zeitraum, zu einzelnen Projekten, der Zusammenarbeit mit Schnittstellen, Kundenkontakte etc.
  • nach jedem Meeting als Feedbackfrage zu dem Ablauf, dem Austausch, der Kooperation, den Ergebnissen etc.
  • bei bestehenden oder dafür einzurichtenden Dailies bzw. Kanban-Settings, anderen Morgenrunden etc.: Was kann jeder an dem Tag zur Zusammenarbeit im Sinne der Frage beitragen?

Beschließen Sie Maßnahmen dazu und lassen sie diese regelmäßig bei einem der Meetings auswerten. Feiern Sie Verbesserungen.

Gut ist auch, im Vorfeld eine explizite Werteanalyse im Team durchzuführen. So entstehen Transparenz, Verständnis für andere Perspektiven und Vertrauen.

Und wieso Kunst?

Ich habe diese Definition aus dem amerikanischen „artificial participation“, einem Tool aus der Soziokratie 3.0 übernommen. Es ist in der Tat eine „kunstvolle Teilnahme“ an einer Teamarbeit, wenn wir über unseren eigenen Schatten springen können. Wenn wir unsere Muster, unsere Glaubenssätze und Rollenbilder hinterfragen, um dem gemeinsamen Ziel zu dienen und nicht nur dem eigenen Anerkennungsbedürfnis. Wenn wir uns öffnen gegenüber anderen Ideen, Ansichten, Ängsten, Stärken und Schwächen. Und wenn wir Verantwortung übernehmen für den Teamprozess und den Wegen zum Erfolg. Da wir diese Fähigkeiten selten in unserem Werdegang in einer vorwiegend egozentrischen Geschäftswelt lernen, ist es schon oft eine Kunst, es Schritt für Schritt in unser Miteinander zu integrieren. Und das nicht nur im Business!

 

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