Authentisch mit anderen Menschen arbeiten.

18. Oktober 2024

Bei sich selbst zu bleiben bedeutet, den eigenen Überzeugungen und Werten treu zu sein. Besonders dann, wenn äußere Umstände, wenn andere Menschen, wenn soziale, gesellschaftliche und berufliche Herausforderungen Druck auf die eigene Identität, dem persönlichen Wesenskern ausüben. Dann passen wir uns mehr oder weniger an, um diesem Druck auszuweichen. Und fühlen uns schlecht, uns selbst fremd und werden, jedenfalls bei dauerhaften Adaptionen, krank. Ein hoher Anteil der in den letzten Jahren zunehmenden Depressionen, inkl. Burnout-Diagnosen, lassen sich auf diese den eigenen Sinn- und Wertvorstellungen                      zuwiderlaufenden Prozessen           zurückführen.

Wieviel Ich-selbst ist gesund? Die richtige Dosis.

 Maja Storch, eine der Begründerinnen des Zürcher Ressourcenmodells (ZRM), betont in ihren Publikationen, dass Menschen mindestens Zweidrittel ihrer Entscheidungen und Tätigkeiten mit einem vornehmlich positiven Gefühl ausführen sollten. Sonst werden sie krank!   
Ich möchte mich in Fortsetzung bzw. als Ergänzung eines früheren Beitrags Erlauben Sie sich selbst! (ressourcentraining.org) in diesem Text mit den Möglichkeiten authentischen Handelns im Business beschäftigen.

Bei Nebenwirkungen und Risiken fragen Sie…sich selbst!

Natürlich sind Anpassungen an unsere Umwelt schon seit Entstehung eben dieser Natur notwendig, damit sich Lebewesen entwickeln können. Das gilt auch für uns Menschen. Kompromisse sind das Salz in der Suppe eines konstruktiven und wertschätzenden Miteinanders. Und solange wir ein gutes Gefühl haben, wenn wir einem Wunsch, einer Anweisung oder Anforderung von außen folgen, sind wir unserem inneren Kompass auch treu.  Zu einem, auch gesundheitlichen, Problem kann dieses Vorgehen dann werden, wenn wir wesentlich von unseren Werten abweichen, insbesondere wenn dies öfter, erst Recht dauerhaft passiert. Das geschieht im Spannungsfeld des Jobs mit seinen vielen volatilen, unberechenbaren und komplexen Komponenten des Marktes und der auf sie reagierenden Unternehmens- und Führungskultur kontextbedingt sehr oft. Das Außen bestimmt dann unser Innen, Unternehmenswerte und Führungsmaxime reiben sich an den persönlichen Wertvorstellungen.

 Was haben wir davon, authentisch zu sein?

Gleichzeitig und gerade darum und besonders in diesen Zeiten hat authentisches Handeln im Business einen hohen Wert, da es das Vertrauen stärkt. Das ist die Grundlage für stabile Beziehungen sowohl innerhalb eines Unternehmens wie zu den Kunden. Menschen, die authentisch sind, handeln konsistent und vorhersehbar, was ihnen hilft, langfristige Beziehungen aufzubauen.

Authentizität

  • fördert eine Umgebung, in der Transparenz und Ehrlichkeit gedeihen können: Jeder – auch wir selbst! - wissen, mit wem der andere es zu tun hat.
  • verbessert derart gelebt sowohl die interne Unternehmensführung als auch die externe Kundenbindung. Mitarbeiter fühlen sich oft wohler in einer authentischen Umgebung, da sie dort ihre eigene Persönlichkeit ausleben können und die Sicherheit haben, dass ihre Meinung geschätzt wird.
  • ermöglicht selbstbewusstes Leben. Das Gefühl, selbstbestimmt zu handeln, wirkt sich dann auch bei den Kunden aus.
  • motiviert auf der Basis der Akzeptanz dazu, neue Ideen einzubringen, die sonst nicht oder eher wenig wirksam geäußert werden. Wertgeschätzte Ideen wirken sich dann wieder auf das Engagement aus.       

Authentizität und Selbstbild

Steve Jobs ist ein prominentes Beispiel für ein gelebtes Bei-sich selbst-Bleiben. Er ist seinen Visionen von Design und Funktionalität treu geblieben und hat sich wiederholt allen Zweiflern und Kritikern entgegengestellt. Er konnte diese Haltung in seiner Position als CEO sicher leichter leben als ein Mitarbeiter in der Entwicklung, in der Produktion oder im Verkauf.

Allerdings ist Authentizität keine Funktion einer Position, sondern eine Frage des Selbstbildes, dass wir in jeder Situation, ob im privaten oder beruflichen Kontext, von uns haben. Und nach dem Prinzip des Soll/ist-Abgleichs können wir dieses Bild von uns Schritt für Schritt ändern.

Diagnose zum Bei-sich-bleiben. Eine Übung zu Selbstcoaching.  
Die wichtigste Frage können Sie sich beantworten, wenn Sie zunächst am Ende eines Tages untereinander notieren, welche Tätigkeiten Sie ausgeführt und welche Entscheidungen Sie getroffen haben. Daneben markieren Sie, z.B. mit Emojis und einem Zahlenstrahl von 1-10,  in welchem Ausmaß Sie diese Dinge mit einem guten Gefühl getan haben.     
Rechnen Sie zusammen oder betrachten Sie jeden Posten einzeln:          
Sind Sie zufrieden damit? Was wollen Sie das nächste Mal in ähnlichen Situationen ändern, damit Sie ein besseres Gefühl haben? Damit Sie mehr und deutlicher Sie selbst sind? Was brauchen Sie dazu? Welche Hindernisse können auftreten? Und was machen Sie dann konkret? Sie können dazu auch mein WOOP- Arbeitsblatt herunterladen: Microsoft Word - WOOP-Arbeitsblatt (ressourcentraining.org).

Innere Inventur- Sechs Fragen zur Selbstreflexion.

1.Was bedeutet Authentizität für mich?
   Wie definieren Sie Authentizität? Welche Werte sind dabei für Sie wichtig?         
   Je mehr von diesen Werten Sie leben, je zufriedener, gesünder und effizienter leben und arbeiten Sie.

2. In welchen Situationen fühle ich mich am authentischsten?
   Denken Sie an Momente, in denen Sie sich ganz Sie selbst gefühlt haben. Was hat diese Situationen besonders gemacht?
   Das sind Ihre „stillen“ Ressourcen. Die können Sie in all den anderen Situationen (re)aktivieren, in denen Sie sich eher fremdgesteuert gefühlt haben.

3. Wie reagiere ich, wenn ich mich nicht authentisch fühle?
    Überlegen Sie, welche Emotionen oder Verhaltensweisen auftreten, wenn Sie das Gefühl haben, NICHT Sie selbst zu sein. Was ist der Unterschied?
    Was kostet möglichweise viel Energie, die ggf. effektiver genutzt werden kann?     

4. Gibt es Bereiche in meinem Leben, in denen ich mich verstellen muss?
    Reflektieren Sie darüber, ob es Umstände gibt, in denen Sie sich nicht so zeigen können, wie Sie wirklich sind. Woran liegt das?
    Was können Sie selbst ändern, um Ihre wahren Potenziale, Meinungen, Fähigkeiten, Ideen und Kompetenzen zu leben? Wie könnte das den anderen helfen?
    Wie würden sich dann  die betreffenden Situationen, Prozesse und Ergebnisse verändern?

5. Was hindert mich daran, authentisch zu sein?
    Identifizieren Sie mögliche Ängste, gesellschaftliche Erwartungen oder innere Kritiker, die Sie     
    davon abhalten könnten, authentisch zu leben. Wie können Sie ihnen zukünftig begegnen. Wie können Sie Ihr Gesicht wahren, ohne die anderen vor den Kopf zu stoßen?       
    Wie kann ich meine Ängste als Helfer für Veränderungen nutzen?            

6. Wie kann ich meine Authentizität im Alltag stärken?
    Denken Sie darüber nach, welche kleinen  Schritte sie Tag für Tag unternehmen können, um immer häufiger authentischer zu sein (auch dazu kann die WOOP-Methode hilfreich sein).

Fazit:  Raus aus dem selbstgebauten Gefängnis.

Wir bauen uns unser Gefängnis der Selbstbestimmung zu einem großen Teil selbst. Und in einem Gefängnis lebt es sich schlecht. Wir sind auf diese Welt gekommen, um unser einzigartiges Wesen zu leben. Um unsere mitgebrachten Potenziale zu unserem eigenen Wohlbefinden und zum Nutzen für unser Umfeld einzusetzen. Sich und seinem Wesen treu zu sein und zu bleiben ist laut vieler Studien eine Voraussetzung für ein erfülltes, glückliches und dadurch gesundes Leben. Und da wir einen Großteil unseres Lebens mit abhängiger Arbeit verbringen, sollten wir uns auch diesen Schatz im Berufsleben bewahren und fördern. Das hilft nicht nur uns, zufriedener und erfolgreicher zu sein, sondern auch allen anderen Beteiligten. 

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